Seit vielen Jahren folge ich dem „Hamburger Wahlbeobachter“ Martin Fuchs auf diversen Plattformen, lese gern seine Beiträge und hatte auch schon die Möglichkeit im Rahmen von politischen Bildungsveranstaltungen und Workshops mit ihm zusammenzuarbeiten. Interessant sind u.a. seine akribischen Sammlungen zu Social-Media-Aktivitäten durch politische AkteurInnen. In der Vergangenheit konnte ich insbesondere bei Twitter hier und da mal Hinweise geben oder Übersichten mitvervollständigen. Wie sieht es nun beim neuen Tool Mastodon mit der Landespolitik aus? –> Direkt zur Übersicht springen.
Aktuelle Entwicklungen und Größenordnungen
Derzeit kommt Mastodon wahrnehmbar in einer breiteren Nutzerschaft an. Martin hat heute einen lesenswerten Artikel von Mirjam Hauck & Simon Koenigsdorff auf sueddeutsche.de zusammen mit einigen Zahlen geteilt. Aus dem Artikel geht hervor, dass es derzeit (Stand 19.12.2022) 14.337 Fediverse-Instanzen mit zusammen inzwischen mehr als 6,1 Millionen Nutzerkonten gibt. Die vom Mastodon-Entwickler Eugen Rochko selbst betriebene Instanz mastodon.social ist dabei mit ca. 900.000 Accounts die größte. Zumindest in Deutschland könnte sich Mastodon also langsam an die Nutzerzahlen von Twitter heranrobben. Wie oft die NutzerInnen die Plattform nutzen, dort selbst aktiv posten oder eher passiv konsumieren und welche Zielgruppen damit erreicht werden sind offene Fragen. Meines Erachtens ist die Fediverse-Plattform Mastodon aber inzwischen ein weiteres Tool, mit dem sich auch im Rahmen der politischen Kommunikation zu befassen sein wird. Zu dieser Einschätzung komme ich übrigens nicht nur wegen der momentanen Anmeldeschübe, sondern auch aus anderen Gründen. Stichworte wären hier bspw. der Datenschutz und der dezentrale Charakter des Fediverses an sich.
Die (Bundes-)Politik kommt bereits an
Dass politische AkteurInnen die Plattform Mastodon schon auf dem Schirm haben, zeigen erste aktive Accounts sowie die durchaus wahrnehmbare kritische Beobachtung dessen, was mit Twitter (und etwas ohne öffentlichen Fokus bei Facebook) passiert. Für die Bundesebene hat Martin bereits angefangen, zu verzeichnen wie es mit der Nutzung von Mastodon aussieht.
Zudem sind inzwischen auch einzelne Bundestagsabgeordnete auf der Plattform unterwegs. Hier und da scheinen die Accounts ersteinmal nur angelegt zu sein oder es finden sich Bot-Verknüpfungen mit Twitter. Die Nutzung steckt also noch in den Kinderschuhen – mit dem Tool befasst hat sich aber wohl inzwischen schon jede Social-Media-Kraft im bundespolitischen Betrieb.
Der Blick nach Sachsen-Anhalt
Als Landeskind Sachsen-Anhalts interessiert mich natürlich, ob auch die Landespolitik bei Mastodon angekommen ist. Bei Gelegenheit wird dieser Teil Aktualisierungen erfahren und entsprechend als Update markiert werden. Zur Systematik: Ich werde versuchen, Accounts und Präsenzen der obersten Landesbehörden, also der Landesregierung, der Staatskanzlei und der Ministerien sowie der dort tätigen politischen AmtsträgerInnen zu verzeichnen. Ebenfalls gelistet werden AkteurInnen im Landtag. Das umfasst sowohl MdL als auch Fraktionen. Hinzu kommen ggf. Accounts der Parteien auf Landesebene. Bots werden nicht beachtet, inaktive Accounts hingegen werden miterfasst.
Übersicht (Stand 11. Januar 2023):
Triggerwarnung: Erfasst werden alle politische Richtungen, die im Landtag vertreten sind.
Oberste Landesbehörden (2 von 9 Institutionen / 2 von 25 Personen):
- Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt: @sachsenanhalt@mastodon.social
- Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt der Landes Sachsen-Anhalt: @mwu_sachsenanhalt@mastodon.social
- Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
- StS Susi Möbbeck: @Moebbeck@machteburch.social
- Ministerium für Infrastruktur und Digitales
- StS Sven Haller: @Haller@machteburch.social
Landtag (2 von 6 Fraktionen / 4 von 97 MdL)
- SPD-Landtagsfraktion: @spd_lsa@mastodon.social
- Bündnis90/Die Grünen-Landtagsfraktion: @GrueneFraktionLSA@gruene.social
- Sebastian Striegel, MdL @striegse@gruene.social
- Susan Sziborra, MdL @SusanSziborra@gruene.social
- Wolfgang Aldag, MdL @WolfgangAldag@gruene.social
- Conny Lüddemann, MdL @ConnyLueddemann@gruene.social
Parteien (1 von 6 Landesverbänden)
- Bündnis90/Die Grünen Landesverband: @gruene_lsa@gruene.social
Anmerkungen
Anhand der Instanzen wird deutlich, dass bisher lediglich Bündnis90/Die Grünen mit gruene.social auf eine eigene Instanz zurückgreifen können. Dort sind etwas mehr als 730 Nutzerprofile angelegt, was für eine parteieigene Mastodon-Instanz oberflächlich betrachtet einen respektablen Eindruck macht. Ob parteieigene Instanzen im Fediverse überwiegend Vor- oder Nachteile bei der politischen Kommunikation mit sich bringen, erscheint mir ein durchaus spannender Punkt für eine weitere Beschäftigung zu sein.
Die wenigen anderen Accounts sind entweder auf der größten Mastodon-Instanz mastodon.social oder aber der lokalen Magdeburger Instanz machteburch.social zu finden. Spätestens für die offiziellen Accounts der Ministerien und der Staatskanzlei halte ich die Idee einer eigenen Instanz des Landes, bspw. sachsen-anhalt.social für sinnvoll. Marcel Roth hatte dies jüngst in einem MDR-Kommentar vorgeschlagen, das Feedback auf Social-Media lässt vermuten, dass derartiges landesseitig bereits in Vorbereitung ist. Man darf gespannt sein!
Andere Fediverse-Angebote scheinen weiterhin eher unbekannt zu sein, was darauf hindeutet, dass AkteurInnen momentan eher aufgrund möglicher politischer Erwägungen angesichts der Entwicklungen bei Twitter zumindest bei Mastodon einen Versuch eines Angebotsaufbaus unternehmen. Dabei wären die oben genannten Gründe ausreichend, um weitere Fediverse-Dienste auszuprobieren.
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